Ein sanftes
"Ding-Dong" hallte durch den Himmel, alle Himmelswesen freuten sich, denn das
war das Zeichen für PAUSE.- So, wie in der Schule.
Auch der liebe Gott hatte den Ton gehört und machte es sich für die Pause auf einem
besonders warmen und breiten Sonnenstrahl gemütlich.
Seine Engel aber versammelten sich zum Kreis auf dicke, flauschige Wölkchen, fingen
fröhlich an miteinander zu plaudern und packten ihre leckeren Pausenbrote aus.- Nach
einer Weile hörte man, wie der eine oder andere beim Kauen sogar ein bißchen schmatzte.
Dion, ein kleiner, zarter Engel mit blauem Kleid und grünen Flügeln, flog noch ein
Weilchen umher und entdeckte als ideales Ruheplätzchen den farbenprächtigen Regenbogen.
"Darf ich?" fragte Dion den Regenbogen freundlich.
"Was darfst du?" erwiderte dieser.
"...mich bei dir ausruhen?"
"Aber gern!"
Dion flog auf den höchsten Punkt des Regenbogens und setzte sich auf die rote Schicht.
"Herrlich diese Farben!" rief Dion begeistert aus. "Es ist doch zu schön,
daß uns der liebe Gott die Farben geschenkt hat, findest du nicht?"
"Oh ja!" freute sich der
Regenbogen und fing plötzlich an, zu kichern. "Stell dir vor ... es gäbe keine
Farben! Dann wäre ich ein Regenbogen ohne Farbe!" - Beide lachten.
"Dann wärst du ja..."
überlegte Dion.
"...gar nicht da!"
ergänzte der Regenbogen.
"Genau! - Du wärst noch nicht
einmal weiß, denn weiß ist ja auch eine Farbe. Und auch nicht schwarz, denn schwarz ist
ja ein Mischmasch aus allen Farben."
"Tatsächlich! Du bist aber
schlau! - Das heißt, wenn du mich wie eine Suppe umrühren würdest..."
"...mit einem riesen großen
Suppenlöffel..." prustete Dion.
"...würde ich schwarz
werden?"
"Genau! - Und dann ... und
dann ..." gackerte Dion "dann wärst du ... wärst du ein
`Schwarzenbogen´!"
Nun konnten sich die beiden vor
lachen nicht mehr halten. Ihr Lachen war so ansteckend, daß alle Engelein drumherum
ebenfalls zu kichern und gackern anfingen und die Menschen auf Erden kopfschüttelnd und
fragend nach oben blickten: seit wann konnten Wolken kichern und lachen?
Als sich Dion etwas beruhigt hatte,
überlegte er weiter und sagte: "Aber, wenn es denn nun überhaupt keine Farben gäbe
..."
"Dann" erwiderte der
Regenbogen "wärst auch du nicht da mit deinem blauen Kleid und deinen grünen
Flügeln."
"Ups! - Stimmt! Und der blaue
Himmel? Der wäre ... also, nein, wenn wir so weiterspinnen, dann würde nichts da sein,
weil alles eine Farbe hat."
"Eben. Der liebe Gott weiß
genau, warum er uns die Farben geschenkt hat. Stell dir vor es gäbe nur
schwarz-weiß."
"Dann würden die Menschen auf
Erden wie in einem schwarz-weiß Film leben und die sonst so schönen, bunten
Bilderbücher für Kinder, die Schmetterlinge und die süßen, gelben Küken, alle nur
schwarzweiß.- Womöglich schwarzweiß kariert!"
"Das wäre ja zu langweilig.
Und ... und" sagte der Regenbogen aufgeregt "und die schönen, bunten
Luftballons ... und die Spaghettisauce, Schwarz! Oder ... stell dir doch mal schwarze
Pommes-Frites vor!"
"Iiiiigitt! Oder schwarze
Milch, schwarze Hamburger und schwarze Zuckerwatte!" rief Dion aus und hielt sich die
Flügel vor dem Mund.
"Ob es die Menschen eigentlich
kapieren, wie wunderbar es ist, daß uns der liebe Gott die Farben geschenkt hat?"
fragte Dion etwas nachdenklich.
"Die Kinder ganz
bestimmt" erwiderte der Regenbogen. "Wenn die mich am Himmel sehen, strahlen sie
über das ganze Gesicht und freuen sich über meine Farben."
"Und die Erwachsenen etwa
nicht?"
"Na ja, meistens haben sie ja
keine Zeit mich zu bemerken, sie sitzen vor ihren Computern, in ihren Autos im Stau oder
vor dem Fernseher ... da haben sie kaum Augen für mich."
"Schade nicht? - Weißt du
was? Ich habe eine Idee!" rief Dion aus und klatschte in seine Flügel.
"Welche?" fragte der
Regenbogen aufgeregt.
"Wir machen ein Spiel!"
"Ein Spiel?" Der
Regenbogen ließ seine Farben vor lauter Spannung hell aufleuchten und fragte: "Was
für ein Spiel? ...
Dies war eine Leseprobe zu dem Buch "DIONNE und der Regenbogen", das mit vielen von mir gemalten
Illustrationen, im SICHTWEISE VERLAG zu bestellen ist. (Bitte runterscrollen)
© Gabriele-Diana Bode 1999